Manchmal wäre man froh, wenn das Hirn eine Festplatte wäre, von der man einiges löschen könnte. Oder sogar vieles…
Stell dir vor, du würdest an Fresssucht leiden. Immer mehr stopfst du in dich hinein, der Bauch wird immer dicker, und der Hunger hört niemals auf. So geht es mir.
Morgens, direkt nachdem ich den Wecker ausschalte, ziehe ich mir den ersten Happen rein, noch im Bett: Facebook erzählt, dass sich Flo von seiner Freundin getrennt hat. Danach in die Küche und Kaffee kochen. Das Radio läuft: Der neue Berliner Flughafen soll später kommen. Beim Frühstück flimmert „Tagesschau 24“ im Livestream. Später müssen Youtube-Videos als Snack zwischendurch herhalten: Ein Affe im Zoo vergewaltigt einen Frosch. Der Tag endet mit den „Tagesthemen“, der neue beginnt mit Facebook.
Ich bin süchtig nach Informationen. Sie sind heutzutage einfach zu beschaffen und günstiger als billig, nämlich kostenlos. Das Problem ist die Qualität. Wie eine schlechte Currywurst liegt sie schwer im Magen. Los wird man den Mist nicht mehr, hartnäckig überlagert er dabei die wichtigen Informationen. An die zuletzt gelernten Französischvokabeln erinnere ich mich nicht, dafür beispielsweise an einen uralten Werbeslogan: „Nichts ist unmöglich“. Daneben grummelt im Magen ein Wikipedia-Artikel über die Starfighter-Affäre – „116 Soldaten verunglückt“ –, auf den ich während einer Recherche zu einem ganz anderen Thema stieß – wie immer...
An der Bushaltestelle, in der Vorlesung, in der Warteschlange an der Kasse – der Alltag lässt erahnen, was die Forscher wissen: Seit 1960 hat sich der tägliche Informationskonsum verdreifacht. Der Durchschnittsdeutsche verbringt monatlich mehr als 24 Stunden im Netz und hockt etwa 112 Stunden vor der Glotze. Ich habe keinen Fernseher, bin dafür aber 150 Stunden online. Damit vermeide ich zwar den TV-Trash, aber vieles auf Facebook, Twitter und Youtube ist auch nicht gehaltvoller. Ich mache jetzt erst einmal eine Diät.
Worterklärungen:
- sich etwas reinziehen: ein Nahrungsmittel, eine Substanz konsumieren
- e Currywurst: Bratwurst mit Currysauce
- überlagern: verdecken, verstecken
- e Recherche: Informationssuche
- e Glotze: Fernseher
1. Beantworten Sie die folgenden Fragen. Gehen Sie dabei vom Text aus, aber verwenden Sie nach Möglichkeit nicht die Formulierungen des Textes!
a. Womit vergleicht der Autor den exzessiven Nahrungskonsum?
b. Woher bezieht er seine Informationen? Nenne mindestens drei Quellen.
c. Was für ein Problem gibt es mit der Qualität der Informationen?
d. Wie hat sich der Informationskonsum in den letzten 50 Jahren verändert?
2. Sind diese Aussagen RICHTIG oder FALSCH? Zitieren Sie die entsprechende Textstelle!
a. Die Informationen aus dem Internet sind auch nicht besser als die aus dem Fernsehen.
b. Die Informationsvielfalt ist für den Autor kein Problem. Er kann sich an alles erinnern.
3. Suchen Sie im Text nach Wörtern oder Ausdrücken mit folgenden Bedeutungen!
- a. reich an Inhalt gehaltvoll
- b. anfangen beginnen
- c. Lehrveranstaltung an der Universität Vorlesung
- d. etwas, ein Bissen zum Essen Happen
4. Fassen Sie den Text kurz zusammen und drücken Sie Ihre Meinung dazu aus
(Empfehlung: 80-120 Wörter). Sie können sich dabei an folgenden Fragen orientieren:
- Warum wünscht man sich manchmal, dass das Gehirn eine Festplatte wäre?
- Welche Analogie besteht zwischen Essen oder Fressen und
- Informationskonsum?
- Wie läuft ein (Informations-)Tag des Autors ab?
- Welche Folgen hat das für ihn?
- Wie sieht es mit dem Informationskonsum der Deutschen aus?
- Wie stehen Sie zu dieser Situation?
No hay comentarios:
Publicar un comentario