Große Architekten sind ihrer Zeit oft voraus. Ihre Entwürfe sind Abbild der Wünsche und Konflikte einer Epoche. So leitete das 1919 in Weimar gegründete Bauhaus mit seiner neuen Sachlichkeit, seinen funktionalen Bauten und Möbeln das Ende einer Zeit ein, die es gern neobarock und verschnörkelt hatte. Für den Architekten Ludwig Mies van der Rohe, der am Bauhaus wirkte, war die Baukunst »der räumliche Ausdruck geistiger Entscheidungen«. Der Architekt Le Corbusier, geboren 1887 in einer kleinen Schweizer Uhrmacherstadt, hat gleich mehrfach versucht, ideale Welten zu bauen. 1947 zum Beispiel hat er die Cité Radieuse entworfen: ein Hochhaus in Marseille, in dem es alles gab, was eine Stadt ausmacht: einen Friseurladen, ein Hotel, einen Supermarkt und auf dem Dach einen Spielplatz mit Blick aufs Mittelmeer.
Es gibt genügend Beispiele dafür, dass Regierungen Architekten engagierten, um ihre politischen Absichten in Bauten zu manifestieren. So entwarf der brasilianische Architekt Oscar Niemeyer für die Regierung irgendwo im Nirgendwo die Hauptstadt Brasilia, mit der sich für Brasilien der Aufbruch in eine neue Zeit verband. Visionen sind wichtig, um die Zukunft zu meistern. Heute suchen Architekten vor allem nach Antworten auf Fragen wie die nach der Erderwärmung oder nach sozialen Ungerechtigkeiten. Niedrigenergiehäuser für Privatleute, aber auch für Firmen werden das Stadtbild in Zukunft prägen. Bekannte Architekten wie Rem Koolhaas, Zaha Hadid oder Jürgen Mayer zeigen, dass in der Architektur oftmals aus visionären Entwürfen Antworten auf die gesellschaftlichen Veränderungen entstehen.