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Photo: Xue Jianyue |
Meine Schule liegt in einer wohlhabenden Gegend, dem Westend in Frankfurt. Dort mache ich nächstes Jahr mein Abitur. Mein Glück ist, dass ich nicht die Einzige bin, deren Familie wenig Geld hat. Es gehen auch Kinder aus dem weniger betuchten Gallus-Viertel auf mein Gymnasium. Armut bedeutet für mich, dass wir uns über alle Anschaffungen Gedanken machen müssen und nie Geld da ist, wenn es für mich drauf ankommt: Für Studienreisen zum Beispiel können meine Mitschüler Angebote in Japan, Rom oder den USA annehmen. Ich kann nur an obligatorischen Klassenfahrten teilnehmen, weil die vom Amt bezahlt werden. Ich muss dann jedes Mal einen sogenannten Beihilfeantrag vom Lehrer unterschreiben lassen. Das ist unangenehm, weil es die anderen oft mitkriegen.
Meine Mutter ist mit Ende Zwanzig als politischer Flüchtling aus dem Iran nach Deutschland gekommen. Weil ihre Zeugnisse hier nicht anerkannt wurden, hat sie ihr Abitur noch einmal gemacht und Soziologie studiert. Vor zwei Jahren hat sie eine Ausbildung zur Erzieherin begonnen und arbeitet nun in Teilzeit an einer Schule.
Insgesamt hat sie so um die 1.100 Euro im Monat für uns drei. Taschengeld ist für uns nicht drin. Mein Zukunftswunsch: Medizin studieren und später bei „Ärzte ohne Grenzen“ im Ausland arbeiten. Ich möchte anderen Menschen helfen und Dinge tun, die mich glücklich machen.